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Prachtfinken Australien 1

 

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PRACHTFINKEN - IN AUSTRALIEN 1

© Gerhard Hofmann/Dr. Claudia Mettke

 

 

 

„Im unbekannten Australien“ so lautete einst der Buchtitel in dem Prof. Immelmann seine Reise durch den 5. Kontinent niederschrieb. Heute steht dieses Buch als eines der meist gelesenen Bücher in unseren Bücherregalen. Der Zufall (manchmal, wenn der Zufall nicht so wollte, auch die Reiseplanung eines Prachtfinkenliebhabers)  wollte es, daß wir auf einer viermonatigen Expedition, die eigentlich der Suche nach Papageien diente, einige der Plätze aufsuchten, die einst auch  Immelmann berei116_goulds sk1ste.

Als wir Ende August in Darwin landen, sind wir die hohen Temperaturen aus heimischen Gefilden noch gewohnt. Der Sommer 94 zählte schließlich zu den heißesten und längsten, die man in Deutschland erleben kann. Der 24stündige Flug steckt uns noch in den Knochen. Das Kreischen der Rotnackenloris in Flughafennähe weckt neue Lebensgeister in uns. Ein zum Campmobil umgebauter Toyota Landcruiser der Fa. Brits Australia soll uns für die nächsten Monate als neues zu Hause dienen. Die Übernahme des Fahrzeugs klappt, wie schon im Vorjahr, reibungslos. Jetzt kann es losgehen.

Als erstes Ziel haben wir uns die Gegend um Katherine und Pine Creek ausgesucht. Neben den Hoodedsittichen ist es vor allem eine Prachfinkenart, die uns in diese Gegend zieht- die Gouldsamadine. Schon lange vorher hatten wir mit Wissenschaftlern, die sich mit dem Problemvogel Gouldsamadine beschäftigen, Kontakt aufgenommen. Inzwischen zählt die Gouldsamadine ja tatsächlich auch in ihrer Heimat zu den Problemvögeln, wenn auch aus anderen Gründen als bei den Liebhabern. Sie steht seit geraumer Zeit auf der Liste der „endangered species“ vergleichbar unserer roten Liste. Die Suche nach ihnen bestätigt den Status, während wir mit den Hoodedsittichen schon nach kurzer Zeit erfolgreich sind, ist von Gouldsamadinen, trotz vieler Hinweise der Ornithologen vor Ort, weit und breit nichts zu sehen. 081RotnackenNach Tagen der Suche entdecken wir gerade  mal einen unausgefärbten Jungvogel in der Nähe einer Wasserstelle- eine magere Ausbeute. Dieser knabbert zufrieden an den verkohlten Zweigenden eines Eukalyptusbaumes, bevor auch er auf Nimmerwiedersehen verschwindet.Von den Schwärmen, die Immelmann hier in der Gegend sah, keine Spur.

Selbst in Australien gehen dreißig Jahre nicht spurlos vorbei, die Gegend um Katherine ist zwar immer noch dünn besiedelt, aber die im Buch beschriebene Siedlung hat sich längst zu einer ansehnlichen Kleinstadt gemausert. Viehhaltung und Minenbau haben tiefe Einschnitte in dem Lebensraum der Gouldsamadine hinterlassen. Lediglich in der Gegend von Edith Falls soll sie noch gelegentlich anzutreffen sein. Wie selten dieses farbenprächtige Juwel der australischen Vogelwelt inzwischen geworden ist, belegen die Jubelschreie, die eine Sichtung dieser Vogelart auch bei Australischen „Birdern“ hervorruft.

Die Gründe für den Rückgang und die Aktivitäten zum Schutz der Gouldsamadine werden wir in einem späteren Artikel näher erläutern.

Nun sind Goulds sicherlich eine der attraktivsten australischen Vogelarten, aber die anderen Prachtfinkenarten dieser Gegend sind nicht minder interessant. Wir befinden uns mitten im Verbreitungsgebiet der Spitzschwanzamadine. Die Hoffnung, hier endlich einmal rotschnäblige Wildvögel zu sehen, erfüllt sich jedoch nicht. Sämtliche Vögel, die wir in der Gegend um Katherine beobachten, haben einen mehr oder weniger orangefarbenen Schnabel. Je weiter westlich wir uns bewegen, desto gelber, je weiter östlich, desto roter wird die Schnabefarbe. Inzwischen ist es Mitte September und die Spitzschwanzamadinen haben gerade Junge. Manche der Jungtiere sind schon selbständig, andere wiederum werden noch von ihren Eltern gefüttert. Vielfach sehen wir Trupps, die vermutlich aus den Eltern, schon selbständigen, gerade im Umfärben begriffenen und frisch ausgeflogenen Jungvögeln bestehen.045_Spitz6 Die Jüngsten aus der ganzen Nachwuchsschar warten, still im Geäst eines Baumes sitzend, auf die Eltern. Erst wenn die Eltern schon beinahe neben ihnen sitzen, geben sie die ersten Bettelgeräusche von sich. Die Knirpse sind genauso unersättlich, wie wir es von unseren Volierenvögeln kennen. Das Zettern und Betteln verstummt erst wieder,als die Eltern außer Sichtweite sind. Gerne hätten wir das Füttern der Jungen einmal fotografiert, das Strauchwerk, in dem die Jungvögel sitzen, vereitelt jedoch dieses Vorhaben. In Weidegebieten haben die Spitzschwanzamadinen eine neue Lieblingssitzgelegenheit entdeckt -Stacheldraht. Dort sitzen nicht nur Spitzschwanzamadinen sehr gerne, nein, zum Leidwesen der Fotografen sind diese unübersehbaren Zeichen unserer Zivilisation bei nahezu allen Vogelarten recht beliebt. Vielleicht sind es ja gerade die Stacheln die so anziehend auf die Vögel wirken, schließlich ist mit Dornen übersätes Strauchwerk als Rastplatz ebenfalls sehr beliebt.

Häufig entdecken wir die Vögel bei der Aufnahme von winzigen Grassamen am Boden, nicht selten vergesellschaftet mit kleineren Taubenarten. Verkohle Erde scheint auf sie die gleiche magische Anziehung auszuüben, wie auf die Banks Rabenkakadus. Leider können wir selbst mit Hilfe des Spektivs nicht ausmachen, ob sie lediglich Kohle oder irgendwelche verkohlten Insekten oder gar Samen, die das F047_grasfinkeneuer erst aus ihren Hüllen befreit hat, verzehren.

Ein Pärchen sucht in einer Pfütze, die eigentlich als Wasserstelle dient, eifrig nach Nahrung.Unsere erste Vermutung, daß sie nach Keimlingen suchen, ist falsch. Ihr Interesse gilt kleinsten Würmern (ähnlich Tubifex), die sie aus der Erde ziehen. Dabei tauchen sie mit dem Kopf  beinahe bis zu den Augen ins Wasser. Über 20 Minuten ist das Paar in der Pfütze mit der Futtersuche beschäftigt, verschwindet kurz, um danach zurückzukehren und die Futtersuche an gleicher Stelle fortzusetzen. Drrrüüp Drrüüpp klingt es über dem Tarnzelt,  sollte sich der Bienfresser womöglich erdreisten, unser Tarnzelt als Jagdwarte zu mißbrauchen? Tatsächlich sanft, beinahe unhörbar landet er auf dem Zeltdach, die Shilouette, die sich durch den Stoff abzeichnet läßt keinen Zweifel daran. Vor dem Zelt wäre uns sein Anblick bedeutend lieber. Was sich in der Nähe des kleinen Creeks abspielt, läßt uns den beeeater schnell vergessen. Dort stehen Hühnerhirse und einige Knöterichpflanzen in voller Frucht und es herrscht ein emsiges Vogeltreiben darin. Während uns am Knöterich nur die, dort ebenfalls anwesenden Sonnenastrilde auffallen, sind an der Hühnerhirse auch die Spitzschwanzamadinen eifrig mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Bis zu 50 Vögel tummeln sich dort auf einer Fläche von 30m2. Erst als die Sonne auch die im Schatten liegenden Flächen unbarmherzig mit ihrer sengenden Hitze beglückt, ziehen sich die Prachtfinken zurück. 014Untitled-423

Wie der beobachtete Jungvogel der Gouldsamadine, scheinen auch Spitzschwanzamadinen Kohle  mit Vorliebe von dünnen Zweigenden abzubrechen. Während die meisten Tiere die Kohlebruchstücke sofort fressen, brechen andere ca. 2-3cm lange Stückchen ab und fliegen damit davon. Ob sie die Stückchen zum Nestbau verwenden wissen wir nicht, es wäre allerdings das einzige Material, daß sich hier dazu eignet. Die Gräser sind alle längst verbrannt.

Mit ihrem interessanten Wesen und ihrer aparten Erscheinung zählen Spitzschwanzamadinen sicherlich mit zu den beliebtesten Prachtfinken. Eine Eigenschaft, die sie bei Freiland-beobachtungen sehr sympathisch erscheinen läßt, ist ihre Zugehörigkeit zu den Langschläfern unter den australischen Vögeln. Wenn Arten wie Sperber,-Schopf,- und Diamanttäubchen die Wasserstellen schon wieder verlassen (ca.7 bis 8Uhr), machen sich die Spitzschwänze erst auf den Weg dorthin. Selbst um 10 bis 11 Uhr, wenn das Thermometer im Schatten schon weit über 35° zeigt, sind die Vögel noch beim Trinken oder der Nahrungsaufnahme zu sehen.

Spitzschwanzamadinen haben sich im Laufe der Zeit den Menschen angeschlossen. Wir entdecken sie häufig in der Nähe von Farmen oder am Rande von Städten. Allerdings dringen sie nicht wie z.B. Ringelamadine und Dornamadine, in die Städte ein oder bauen ihre Nester in der Nähe von menschlichen Behausungen. Die künstlichen Viehtränken haben den Lebensraum dieser Art zwar erweitert, sie meiden jedoch die eigentliche Steppenlandschaft und sind an das Vorhandensein von Wasser und Eukalyptus-Savanne gebunden.

Keiner der von uns beobachteten Vögel hat im übrigen die Körpergröße und überlangen Spieße, wie sie von Ausstellungs-Standards gefordert werden. Die Natur kennt nun mal keinen Standard, sie selektiert nicht nach menschlichen Schönheitsidealen, sondern lediglich nach Zweckmäßigkeit.  Dazu zählt auch, daß die  Schnabelfarbe der Vögel zum Teil beträchtlich variiert, selbst in den Kernverbreitungsgebieten der jeweiligen Unterart. Wenn die Vögel paarweise mit noch zu fütternden Jungvögeln unterwegssind (6 Beobachtungen), können die Geschlechter gut anhand der Breite des Kehllatzes untersch015Neochm5ieden werden.

 

Im selben Gebiet treffen wir auf eine weitere Grasfinkenart, die Maskenamadine. Sie profitiert, ebenso wie die Spitzschwanzamadine, von den künstlichen Viehtränken. Sie dringen weiter in die steppenartigen Gebiete vor und sind auch dort noch anzutreffen, wo Baumbewuchs von  Sträuchern abgelöst wird. Maskenamadinen haben sich den Menschen noch enger als ihre Verwandten angeschlossen, selbst in den Siedlungen der Städte (Katherine, Pine Creek, Timber Creek) sind sie ein gewohnter Anblick.  Die Jungvögel sind häufig in gemischten Schwärmen aus Spitzschwanz-und Maskenamadinen unterwegs, selbst kleinere Trupps von 10-15 Tieren  bestehen oft aus beiden Arten. Wir sind erstaunt, daß die Jungvögel, auch über die Artgrenze hinweg, soziale Gefiederpflege betreiben. Dabei sind es stets die Maskenamadinen, von denen die Aufforderung ausgeht. In den Kimberleys sehen wir am frühen Morgen, das Thermometer zeigte gerade mal 4-6°C, auch die erwachsenen Tiere der beiden Arten eng aneinandergeschmiegt im Baum sitzen. Sie warten sehnsüchtig auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Niemals kommt es zu aggressiven Handlungen der Vögel untereinander. Das Kontaktbedürfnis ist bei Maskenamadinen wohl noch stärker ausgeprägt, als bei ihren Verwandten. Selbst Brutpaare mit Jungvögeln suchen die Nähe von Artgenossen, und im Gegensatz zu den Spitzschwanzbrutpaaren, bei denen die soziale Gefiederpflege stets auf den eigenen Partner oder die Jungvögel beschränkt ist, kraulen sich bei Masken auch nicht verpaarte Vögel im Gefieder. Gelegentlich sind sogar zwei Vögel damit beschäftigt einen dritten Artgenossen gemeinsam zu kraulen.001_Bath2

Bei der Nahrungssuche halten sich die Masken stets etwas abseits und suchen selten zusammen mit ihren Verwandten nach Nahrung. An den Wasserstellen dagegen sind sie meist gemeinsam mit Spitzschwanzamadinen anzutreffen. Die Nahrung besteht bei Maskenamadinen lediglich aus Grassamen sowie Insekten; ausgefallene Grassamen suchen sie am Boden oder sie klauben von herabhängenden Zweigen aus die Samen direkt aus den Ähren. Insekten erbeuten sie von einer Warte aus im Flug. Die Erfolgsqoute mancher Vögel bei dieser Jagdmethode ist recht bescheiden, 10 Fehlversuche und mehr sind keine Seltenheit. Wie alle nordaustralischen Prachtfinken sind auch Maskenamadinen sehr an Holzkohlestückchen interessiert, diese suchen sie stets am Boden. Nicht einer der von uns beobachteten Vögel bricht Teilstückchen  von verkohlten Zweigen ab. Im allgemeinen erscheinen die Maskenamadinen etwa 1h vor den ersten Spitzschwanzamadinen an den Tränken. Wie diese, frequentieren sie die Wasserstelle, mit Ausnahme der heißesten Stunden des Tages, fast den ganzen Tag über.

Auffällig ist der Unterschied der Schnabelgröße und -form der beiden Arten, der Schnabel der Maskenamadinen ist weitaus klobiger. Ob sie unterschiedliche Nahrungsquellen nutzen? Möglich wäre es. Dies würde auch erklären, wieso die Masken an der Tränke und in den Sozialbäumen häufig gemeinsam mit den Spitzschwanzamadinen anzutreffen sind, bei der Futtersuche jedoch meist eigene Wege gehen. Auf diese Weise wäre auch eine gegenseitige  Konkurrenz um die begrenzten Futterressourcen in ihrem Verbreitungsgebiet, das ja weiträumig überlappt, ausgeschlossen.

Wie sehen die Masken im Vergleich zu unseren Käfigvögeln aus? Hier stehen die Zeichen eher umgekehrt als bei den Spitzschwanzamadinen. Die freilebenden Vögel wirken im Durchschnittt größer als ihre Artgenossen in unseren Volieren. Farblich gibt es keine gravierenden Abweichungen. Auffällig ist der massige Schnabel, der in der Farbe nicht mit dem von Poephila a. acuticauda identisch ist.049_brown2

Geschlechtsunterschiede sind feldornithologisch auch bei Paaren, die noch Jungvögel bei sich führen, nicht auszumachen. Mehrfach sind wir, wegen der zierlicheren Statur und der schwach ausgeprägten Zeichnung, überzeugt ein ganz sicheres Weibchen vor uns zu haben und nicht selten müssen wir feststellen, daß das vermeintlich sichere Weibchen plötzlich zu singen beginnt. Ein Problem das den Züchtern von Maskenamadinen sicherlich wohl bekannt ist.

Wo trifft man diese beide Vogelarten in Australien am sichersten an?

Wer diese Prachtfinkenarten während einer Australienreise beobachten will, braucht eigentlich keine speziellen Tips. Spitzschwanz- und Maskenamadinen sind sehr häufig in der Nähe von Creeks (periodisch austrocknenden Wasserläufen anzutreffen). Edith Falls und Umgebung ist z.B. ein sehr guter Platz, ebenso wie die Viehtränken in der Umgebung von Katherine und Pine Creek.

Eine weitere Prachtfinkenart, die sich häufig in Gesellschaft der beiden Grasfinken befindet, ohne aber gemischte Trupps mit diesen zu bilden, ist der Ringelastrild oder wie bei uns die schwarzbürzelige Form (Stizoptera bichenovii annulosa) meist genannt wird, der Gitterflügelastrild. Er ist ebenfalls sehr häufig in der Nähe von Creeks, kann jedoch auch weit ab von diesen beobachtet werden. Sie haben sich noch wesentlich enger den Menschen a054scan16ngeschlossen als die beiden Poephhila Arten. Selbst innerhalb der Städte (Katherine: Stadt selbst und im Nationalpark sehr häufig, Darwin: Botanischer Garten sehr häufig, Pine Creek: In den Gärten sehr häufig usw.) sind sie schon ein gewohnter Anblick. Sie sind bei weitem nicht so scheu und mißtrauisch wie die beiden Grasfinkenarten. Die kleinen Trupps, in denen sie unterwegs sind, zählen zu den zutraulichsten Prachtfinken in Australien. Meist beobachten wir sie dabei, wie sie am Boden nach Grassamen suchen. Die Samen sind oft so winzig, daß es uns schwer fällt, zu erkennen, ob sie Erde oder Sämereien zu sich nehmen. In den Städten sehen wir sie, wie bei uns die Sperlinge, nach Brotkrumen suchen. Finden sie keine Nahrung am Boden, klettern sie an den langen Grashalmen nach oben und klauben die Samen direkt aus den Ähren. Die Suche nach Insekten können wir nur wenige Male beobachten. Ein Pärchen ist eifrig damit beschäftigt einen Hakea Busch von Läusen zu befreien, während ein zweites Pärchen im Eukalyptus das Blattwerk nach Blattflöhen und deren proteinhaltiger Hülle absucht.

Wird irgenwo in den Vorgärten ein Rasensprenger in Betrieb genommen, sind die kleinen Gesellen meist nicht weit. Sie lieben es überaus, im schnellen  Flug den Sprühnebel zu durchfliegen, um eine kurze Dusche zu nehmen. Es sind auch die einzigen Prachtfinken, die wir mehrmals beim Baden an Wasserstellen beobachten. An den Tränken kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Banded Honeyeatern, wobei die Ringel stets den Kürzeren ziehen. Überhaupt scheinen sich Honigfresser und Prachtfinken nicht sonderlich zu mögen. Immer wieder werden die verschiedenen Prachtfinkenarten von Honigfressern vertrieben, ganz egal, ob sie  an einer Wasserstelle oder am Futter- bzw Ruheplatz sind. Es hat fast den Anschein, als ob diese Jagd nach Prachtfinken ein Zeitvertreib für die Honigfresser ist, handelt es sich bei den Prachtfinken ja weder um Nahrungs noch um Nistplatzkonkurrenten.077_Stizo2

Ganz selten sehen wir übrigens Sittiche und Prachtfinken zusammen an einer Wasserstelle trinken. Es gibt regelrechte Kleinvogelwasserstellen (Prachtfinken, kleine Tauben, kleine Honigfresser), dann folgen die Tränken für Vögel mittlerer Größe (Größere Honigfresser, Brownsittich, Rotflügelsittich,usw.) und die großen Kakadus suchen wiederum  eine eigene Stelle zum Trinken auf. Dabei entspricht die Größe der Tränke in Relation durchaus der Vogelgröße, Wasserstellen für Prachtfinken sind meist nur kleine Pfützen.

Selbst, wenn die Sittiche bzw. Kakadus nicht an den größeren Stellen anwesend sind, bleiben die Prachtfinken bei ihren Pfützen. Ein Verhalten, daß wir noch häufig sehen sollten.

Ringelastrilde sind, im Gegensatz zu den beiden Poephila Arten, ausgesprochene Frühaufsteher. Schon morgens um 4 Uhr, manchmal sogar noch früher, ist das leise Trompeten zu hören. Zu dieser Tageszeit ist es in den Kimberleys noch empfindlich kühl, Temperaturen von 3-5° C sind eher die Regel als eine Ausnahme. In den dornenbewehrten Akaziensträuchern sitzen kleinere Trupps der winzigen Kobolde dicht aneinandergekuschelt. Mit gesträubtem Gefieder warten sie dort auf die ersten wärmenden 078_ringel2Sonnenstrahlen. Bis zu einer Stunde dauert ihr Sonnenbad. Während der heißen Zeit des Tages meiden sie die Sonne wie die meisten Vogelarten Nordaustraliens. Über Mittag ist von ihnen so gut wie nichts mehr zu sehen. Inzwischen ist es Oktober, die Brutzeit ist gerade abgeschlossen. Fast sämtliche Tiere mausern mehr oder weniger stark, das im übrigen zu einer Zeit, während der die Nahrung schon wieder knapp wird. Halbreife Sämereien sind so gut wie keine mehr zu finden,lediglich ausgefallene, reife Grassamen sind noch reichlich vorhanden. Welch ein Unterschied zu der Fütterung in unseren Volieren, dort leben die Jungvögel ja zumindest bis zum Abschluß der Jugendmauser im Überfluß.

Unterschiede zu den Vögeln in unseren Beständen?  Farbe und Zeichnung variieren im nahezu gleichen Spektrum wie bei den Käfigvögeln, was  fehlt sind „Hypervögel“ mit überdurchschnittlicher Größe und womöglich noch, z044_scan7umindest für unsere Augen, besonders hübscher, weil intensiver, Zeichnung.

Ringelastrilde teilen sich ihren Lebensraum mit einer weiteren Prachtfinkenart, die Immelmann z.B. auf der Kimberleys Research Station über eine längere Zeit beobachten konnte, dem Sonnenastrild. Sicherlich mit eine der farbenprächtigsten und attraktivsten Prachtfinkenarten Australiens. Es ist einfach ein atemberaubender Anblick, eines der purpurroten  Männchen im Kontrast zum azurblauen australischen Himmel zu betrachten. Wäre es ein Gemälde, -wir sind sicher- wir würden  es als kitschig und übertrieben empfinden.

Ein Glück für uns Prachtfinkenliebhaber, daß diese Art noch überaus zahlreich im Norden Australiens ist. Von den vier beschriebenen Arten, ist sie am stärksten an das Vorhandensein von Wasser gebunden. Wir finden die Sonnenastrilde fast immer nur entlang von Creeks oder Flüssen. Wo Menschen genügend große, künstliche Wasserstellen (bewässerte Felder, Staudämme, Wassersilos) angelegt haben, schließen sie sich den Menschen sehr eng an. In den Städten selbst, beobachten wir die Vö064_masken5gel dagegen nie.

Ein hervorragender Anzeiger für Sonnenastrilde sind Pandanusbäume. Diese Bäume sind  noch weit mehr auf das Vorhandensein von Wasser angewiesen. Sie säumen die Flußläufe, stehen entlang der ausgetrockneten Creeks und sind ein Hinweis dafür, wo noch letzte Reste von Wasser zu finden sind. Vielfach finden sich in ihren Blattachseln Nester von Sonnen- und Ringelastrild. Die Blätter mit ihren messerscharfen Spitzen bilden vermutlich einen vorzüglichen Schutz gegen allerlei Feinde. Häufig dienen sie nicht nur als Nistplatz, sondern auch als beliebter Ruheplatz, um die Sonne zu genießen. Was die Beobachtungen von Sonnenastrilden etwas erschwert, ist die Tatsache, daß sie teilweise sehr dichte Vegetation bewohnen. Flüsse, die ganzjährig Wasser führen, haben meist einen ausgedehnten Bewuchs entlang ihres Flußbetts und eignen sich daher nicht sonderlich gut für die Beobachtungen.

Wir haben Glück mit unserer Stelle. Ein beinahe ausgetrockneter Creek mit spärlicher Ufervegetation, erweist sich als wahrer Glücksgriff. Es ist die schon bei den Spitzschwanzamadinen beschriebene Stelle mit Knöterich und Hühnerhirse. Dort hat sich eine größere Anzahl 055corelSonnenastrilde versammelt. In den Pandanusbäumen rings um uns sind überall noch Nester zu sehen, allerdings längst verlassen. Die Jungvögel sind mitten in der Jugendmauser. Überall um uns herum ist ein emsiges Treiben, Grassamen werden sowohl vom Boden als auch direkt aus den Ähren gefressen. Die Samen des Knöterichs (halbreif) sind gleichfalls sehr geschätzt und in den Büscheln der Hühnerhirse finden sich bis zu zwanzig Exemplare a051corellauf engstem Raum. Das Verwunderlich e, all das läuft ohne größere Streitigkeiten ab.

Zwei junge Männchen versuchen von überhängenden Zweigen aus, die Wasserläufer, die sich zu Hauf auf der Wasseroberfläche tummeln, zu jagen. Immer wieder stoßen sie in schnellem Flug nach unten, aber ohne Erfolg. Ein adultes Männchen wartet dagegen geduldig am Ufer, bis einer der Wasserläufer nah genug ist und hat mit seiner Methode mehr Erfolg. Viele der juvenilen Männchen üben sich auf exponierten Blättern der Pandanußbäume im Singen. Hierbei kommt es dann auch immer wieder zu kleineren Raufereien. Daß Sonnenastrilde aber durchaus zu den streitbarsten Vögeln gehören, zeigen sie bei den Auseinandersetzungen mit den Honigfressern. Ihnen gelingt es, als einziger der von uns beobachteten Prachtfinkenarten, sich gegen diese aggressiven Vögel durchzusetzen. Sonnenastrilde sind häufig in Gesellschaft von Ringelastrilden, mit denen sie sich den Lebensraum teilen. Bei der Nahrungssuche können wir fast sicher sein, auch auf Sperber- und Kupfernackentaube zu treffen. Mit diesen gibt es im übrigen ebenso wenig Streit wie mit den Ringelastrilden.050_grasf3

Wie stehen die freilebenden Sonnenastrilde im Vergleich zu ihren gekäfigten Artgenossen?

Die freilebenden sind mit Sicherheit farbintensiver und etwas größer als unsere Käfigvögel. Dies liegt sicherlich zum Teil daran, daß in unseren Beständen, eine zeitlang Weißbäuchige Sonnenastrilde aus Neuguinea (Neochmia p. evangelinae, ist etwas kleiner als N.p.phaeton und in der Farbe fahler) eingekreuzt wurden.

Wie in Liebhaberhand, sind die Sonnenastrilde nur wenig scheu und lassen sich auch  durch unsere Anwesenheit nur wenig stören. Sie liegen auf Platz zwei der Frühaufsteherskala. Wenn wir Sonnenastrilde beobachten wollen, müssen wir bis spätestens vier Uhr morgens an der angepeilten Stelle sein. So haben wir  noch ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit, uns gut zu postieren, bis die ersten Tiere eintreffen. Für alle Beobachtungen gilt: Das wichtigste ist es einen Platz zu finden, der regelmäßig frequentiert wird, und dort eine Stunde vor den Vögeln einzutreffen. Kommt man erst, wenn die Vögel schon voll aktiv sind, vertreibt man sie dadurch nur. An Wasserstellen kann dies sogar fatale Folgen haben, ist es doch oft die einzige in weitem Umkreis. Hier beobachten wir nur aus dem Tarnzelt, daß wir meist noch in der Dämmerung, zum Teil sogar noch bei Dunkelheit aufsuchen.

Gute Beobachtungsstelle für Sonnenastrild und Gitterflügelastrild ist der Katherine N.P., für Sonnenastrilde vor allem der Flußlauf . Gitterflügelastrilde sind auf den beiden Campingplätzen  (Edith Falls und Katherine Gorge) mit einiger Sicherheit zu sehen. Für beide Arten gilt, sind Pandanußbäume zu sehen, sind meist auch die zwei Prachtfinkenarten nicht weit.048Nymph1

Vier Prachtfinkenarten gut beobachten und fotografieren können, was will man mehr ? Leider fehlt uns die Art, die wir schon im Jahr zuvor hier nicht finden konnten, die Gouldsamadine. Wir müssen immer noch an die Zeilen im Immelmannschen Buch denken, von den großen Schwärmen in der Nähe der Häuseransammlung (heute Katherine). Wir haben noch drei Monate vor uns. Das nächste Ziel, daß wir ansteuern, sind die Kimberleys.

Wie wird Wyndham wohl heute aussehen, Immelmann beschrieb es als eine recht trostlose Siedlung. Dann war noch das Bewässerungsprojekt und ein im Bau befindlicher Staudamm, an dem eine neue Siedlung, Kununurra, entstehen sollte. Nicht zuletzt waren dort auch die größten Ansammlungen an Prachtfinken, die er dort auf seiner Reise gesehen hatte -Schilffinken Binsenastrilde, Sonnenastrilde und natürlich Gouldsamadinen. Doch davon werden wir im zweiten Teil berichten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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